Aktien von Rüstungsunternehmen boomen, angetrieben durch geopolitische Spannungen – doch lohnt sich der Einstieg? Erfahre mehr über Chancen, Risiken und ethische Aspekte sowie darüber, welche Unternehmen und Fonds jetzt im Defense-Sektor interessant sind.
In den letzten Jahren haben Aktien von Rüstungsunternehmen, auch als Defense-Aktien bekannt, einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Getrieben durch geopolitische Spannungen und erhöhte Verteidigungsausgaben vieler Länder, rücken diese Titel vermehrt in den Fokus und haben gerade jetzt hohe Renditen vorzuweisen. Doch was steckt hinter diesem Boom, welche Vor- und Nachteile bieten solche Investments, und welche Fonds ermöglichen den Einstieg in diesen Sektor? Ich habe mich ein bisschen umgeschaut. Hier eine Übersicht dazu, was du über Defense-Aktien wissen solltest.

Was hinter dem Boom steckt
Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat die sicherheitspolitische Landschaft Europas drastisch verändert. Jetzt erhöht Donald Trump entschlossen den Druck auf Europa und die Nato.
Europa rüstet auf: Der Plan der EU sieht vor, bis zu 800 Milliarden Euro für die europäische Verteidigung bereitzustellen. Davon sollen 650 Milliarden Euro durch eine Lockerung der EU-Schuldenregeln mobilisiert werden, um den Mitgliedstaaten mehr finanziellen Spielraum für Verteidigungsausgaben zu geben. Weitere 150 Milliarden Euro sollen über gemeinsame EU-Schulden finanziert werden.
Die zusätzlichen Mittel sollen in Bereiche wie Luft- und Raketenabwehr, Artillerie-Systeme, Raketen, Munition, Drohnen, Drohnen-Abwehr und Cyber-Abwehr investiert werden.
Die Schweiz plant weiterhin, ihre Verteidigungsausgaben bis 2032 auf ein Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) zu erhöhen – was im internationalen Vergleich, etwa mit dem NATO-Ziel von 2 %, als zu wenig kritisiert wird.
Diese Entwicklungen führen zu einer erhöhten Nachfrage nach militärischer Ausrüstung und Dienstleistungen, wovon Unternehmen wie z.B. Rheinmetall profitierten. Der Wert der Rheinmetall-Aktien hat sich seit Beginn des Ukraine Konflikts nahezu verdreifacht.

Diese Chancen bieten sich dir bei der Investition in Defense-Aktien
- Stabile Einnahmequellen: Regierungen sind beständige Auftraggeber, was Rüstungsunternehmen oft stabile und vorhersehbare Umsätze beschert.
- Krisenresistenz: In geopolitisch unsicheren Zeiten steigt die Nachfrage nach Verteidigungsgütern, was positive Auswirkungen auf die Aktienkurse haben kann.
- Technologische Innovation: Rüstungsunternehmen investieren häufig in fortschrittliche Technologien, die auch in zivilen Bereichen Anwendung finden können.
Gleichzeitig solltest du auch die Risiken beachten
- Ethische Bedenken: Investitionen in Rüstungsunternehmen stehen oft im Konflikt mit ethischen Anlageprinzipien – es ist nicht jedermanns Sache, sich z.B. Waffenproduzenten ins Portfolio zu holen.
- Abhängigkeit von politischen Entscheidungen: Verteidigungsbudgets können je nach Regierungspolitik schwanken, was die Auftragslage beeinflusst.
- Regulatorische Risiken: Strengere Exportkontrollen oder internationale Abkommen können den Absatzmarkt einschränken.

Und wie kann ich nun in diesen Boom investieren?
Um in Defense zu investieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, z.B. mit Einzelaktien oder mit Fonds.
Investition in Einzelaktien
Direkte Investitionen in Unternehmen wie Rheinmetall (Deutschland), BAE Systems (UK), Leonardo (Italien) ermöglichen es dir, gezielt von der Entwicklung einzelner Firmen zu profitieren. Allerdings erfordert dies eine intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Unternehmen und dessen Marktumfeld. Da der Boom bereits eingesetzt hat, können gewisse Aktien - wie etwa Rheinmetall - inzwischen überbewertet sein.
Das auf Aktienanalyse spezialisierte Institut Obermatt hat kürzlich eine Studie durchgeführt und aufgrund einer umfassenden 360-Grad Beurteilung eine Liste mit interessanten Europäischen Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsaktien publiziert. Dazu gehören unter anderem:
- QinetiQ (UK) – 360° Rank: 100: Wissenschafts- und Ingenieurunternehmen, das technologiegestützte Dienstleistungen und Lösungen für die Verteidigungs-, Sicherheits- und Luftfahrtmärkte anbietet.
- Rolls-Royce (UK) – 360° Rank: 91: Bekannt für zivile Flugzeugtriebwerke, aber mit einer bedeutenden Verteidigungssparte, die Triebwerke für Militärflugzeuge und Schiffsantriebe liefert.
- Dassault Aviation (Frankreich) – 360° Rank: 91: Führender Hersteller von Militärflugzeugen, darunter der Rafale-Kampfjet, sowie von Businessjets.
- LISI (Frankreich) – 360° Rank: 90: Spezialisiert auf die Herstellung von Hochleistungsbefestigungen und Montagelösungen für die Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsindustrie.
- Kongsberg Gruppen (Norwegen) – 360° Rank: 82: Technologieunternehmen, das Verteidigungs- und maritime Systeme entwickelt, darunter Raketen- und Unterwassertechnologien.
- Saab (Schweden) – 360° Rank: 81: Verteidigungs- und Sicherheitsunternehmen, bekannt für das Gripen-Kampfflugzeug sowie für Radar- und elektronische Kriegsführungssysteme.
Weitere Titel und die gesamte Analyse findest du auf obermatt.com.

Investition in Fonds und ETFs
Für alle, die sich mühsame Suche und Analyse ersparen wollen und eine breitere Diversifikation anstreben, bieten sich Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) an, die in mehrere Rüstungsunternehmen investieren. Einige der bekanntesten Produkte sind:
- VanEck Defense UCITS ETF (WKN: A3D9M1): Dieser ETF investiert in Unternehmen, die im Verteidigungssektor tätig sind, und bietet Anlegern Zugang zu einer Vielzahl von Rüstungsfirmen.
- HANetf Future of Defence UCITS ETF (WKN: A3EB9T): Fokussiert sich auf Unternehmen, die von den Verteidigungsausgaben der NATO und ihrer Verbündeten profitieren, einschließlich Firmen im Bereich der Cybersicherheit.
- iShares Global Aerospace & Defence UCITS ETF (WKN: A3E1JS): Bietet Zugang zu globalen Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigungsindustrie.
Zuerst informieren - Passt diese Investition zu deinen Werten?
Obwohl die Ausgaben in Verteidigung und Rüstung global zunehmen und die Aktienkurse vielversprechende Entwicklungen aufzeigen könnten ist in Defense zu investieren für viele von uns kein einfaches Thema. Organisationen wie der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) empfehlen daher den Ausschluss von Investitionen in bestimmte Rüstungsunternehmen, insbesondere solche, die kontroverse Waffen wie Streumunition oder Anti-Personen-Minen herstellen.
Investitionen in Defense-Aktien boomen und bieten sowohl Chancen als auch entsprechende Risiken. Während die Branche von stabilen Einnahmen und technologischer Innovation geprägt ist, sind die ethischen Implikationen und die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen nicht ausser Acht zu lassen.
Ob und wie dies mit den eigenen ethischen Überzeugungen zu vereinbaren ist, wie weit du in den Ausschlusskriterien gehst ist eine sehr persönliche Entscheidung. Mit Einzelaktien hast du in jedem Fall eine grössere Kontrolle, in was dein Geld investiert, als mit Fonds. Du kannst z.B. reine Waffenproduzenten entsprechend ausschliessen. Dafür benötigst du Recherche und solltest in jedem Fall auf Diversifikation achten. Fonds hingegen bieten eine entsprechende Diversifikation.
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