Einmal im Finanzkurs, zur Abwechslung und Freude Face-to-Face: Ich frage in die Runde: «Wer von euch hat eine Idee, was euch die Finanzprodukte, die ihr habt, kosten?». Ungefähr 10 von den etwa 80 anwesenden Personen strecken auf. «Und wer macht regelmässig, z.B. einmal im Jahr, einen Kostenvergleich?». Zwei!

Auf dem Weg zu finanzieller Sicherheit kann man sich schnell mal in den vielen Aspekten verlieren. Ein Gebührenvergleich verschiedener Anbieter birgt aber mit kleinem Aufwand grosses Sparpotenzial. Die Kosten für die eigenen Finanzprodukte zu ermitteln ist eine mühselige Angelegenheit, so dass viele Menschen keine Energie dafür haben und sich eher wenig damit beschäftigen. In Coachings und Seminaren stelle ich auch häufig fest, dass viele eine Scheu davor haben, den Anbieter zu wechseln. Gemäss der Studie von Moneyland wechseln wir den Hausarzt häufiger als die Bank – gerade mal etwas mehr als ein Drittel (36 %) der Befragten gaben an, in den vergangenen zehn Jahren ihre Vermögensverwaltung und Hausbank gewechselt zu haben. Beim Hausarzt waren es 57 %. Gleichzeitig sagen aber in einer Studie von Deloitte 74 % der Befragten, dass Gebühren einer der Hauptfaktoren bei der Wahl einer Bank seien, gefolgt von modernem Online-Banking (66 %).
Wenn du also auch zu den Vergleichs- und Wechselmuffeln gehörst, hier einige Fakten und Tipps, wie du mit einem regelmässigen Gebührenvergleich enorm Geld sparen kannst und damit deine Finanzen verbesserst.

Sparen durch einen Gebührenvergleich? So viel kann es tatsächlich ausmachen:
Dass Gebühren deine Rendite von Anlagen oder Investitionen empfindlich mindern können, zeigt dieses stark vereinfachte Berechnungsbeispiel: Nehmen wir an, du legst 20’000 Franken an. Mit einer Gebühr von 1,37 %, was ungefähr den durchschnittlichen Kosten der Vermögensverwaltung in der Schweiz entspricht, würdest du pro Jahr 247 Franken bezahlen. Mit einem günstigeren Anbieter, z.B. mit nur 0,9 % Kosten, wären es nur 180 Franken.
Der Clou dabei ist, dass gerade angelegtes Geld langfristig, also mehrere Jahre, beim Anbieter investiert ist und im besten Fall auch eine Rendite erwirtschaftet. Auf diese bezahlst du auch Gebühren, da diese in der Regel prozentual vom Anlagebetrag berechnet werden. Somit fallen die höheren Gebühren gleich doppelt ins Gewicht. Nehmen wir an, du legst die 20'000 Franken für 10 Jahre an und erwirtschaftest eine Rendite von 5 % pro Jahr. Dann würdest du beim teureren Anbieter mit 1,37 % total gerundet 4'173 Franken Gebühren bezahlen. Beim günstigeren wären es 2'805 Franken, was eine Differenz von 1'368 Franken ergibt!
Noch stärker fallen die Gebühren bei regelmässigen, langfristigen Anlagen ins Gewicht, wie z.B. bei einer Säule 3a in Wertschriften. Nehmen wir an, du zahlst 20 Jahre lang 5'000 Franken pro Jahr in die Säule 3a ein, erwirtschaftest eine Rendite von 5 % und bezahlst bei Anbieter A 0,9 % und bei Anbieter B 0,47 %. Bei Anbieter A würdest du total 17'821 Franken an Gebühren bezahlen, bei Anbieter B lediglich 9’598 Franken - eine Ersparnis von stattlichen 8'223 Franken.
(Gerechnet mit dem Gebührenrechner von Moneyland, Beispiel mit Einmalinvestition, Beispiel Säule 3a mit regelmässigen Einzahlungen, Inflation nicht berücksichtigt.)
Der Gebührenvergleich lohnt sich also vor allem für langfristige Anlagen und deine Säule 3a, falls du diese in Wertschriften hältst.

Und auf welche Art von Gebühren sollte ich achten?
Welche Art von Gebühren dich betreffen und wieviel du bezahlst, hängt sehr von der Art des Anbieters, der Dienstleistung, die du in Anspruch nimmst, und deiner Anlagestrategie ab. Einer der wichtigsten Faktoren für den Gebührenvergleich besteht aber darin, zwischen der Infrastruktur (Bank, Depot, Trading Plattform, Vermögensverwalter), welche du benötigst, und den Anlagen (Kosten für Fonds) zu unterscheiden, da bei beiden unterschiedliche Gebühren anfallen.
Infrastruktur:
- Bankgebühren/Depotgebühren: oft in Prozent des Depotbetrags (z.B. 0,1 - 0,5 % des Anlagebetrags) sowie Kontoführungsgebühren (0 - 100 CHF pro Konto).
- Verwaltungsgebühren: Diese werden oft in Prozent des angelegten Gelds angegeben und beinhalten die Kosten für die Vermögensverwaltung. Diese betragen gemäss Moneyland je nach Anbieter zwischen 0 und 1,5 % pro Jahr.
Produktkosten:
Kosten für das Finanzprodukt selbst, z.B.
- Laufende Kosten/Total Expense Ratio (TER): Entspricht der Gesamtkostenquote, mit denen ein Fonds im Laufe des Geschäftsjahrs belastet wird und beinhaltet die wichtigsten Kosten wie z.B. Verwaltungsgebühren und zusätzliche Ausgaben (Handelsgebühren, Abgaben, Marketing etc.), die für den Fonds anfallen.
- Transaktionsgebühren/Courtage: Ausgabekommission/Ausgabeaufschläge, die für den Kauf anfallen und Rücknahmeabschläge, die oft beim Verkauf eines Produkts von der Rendite abgezogen werden.
Weitere Gebühren, die anfallen können:
- Spread: Differenz zwischen dem An- und Verkaufskurs
- Fiskalische Drittspesen und Abgaben, z.B. MwSt, VST und Stempelabgaben
- Währungskosten

Deshalb lohnt sich ein Anbieterwechsel
Ein Vergleich von Anbietern lohnt sich bei fast allen Finanzdienstleistungen. Und zwar in Bezug sowohl auf die Zinsen und erwarteten Erträge als auch auf die Kosten für die Infrastruktur und für die Anlage. Beachte, dass du z.B. bei Sparkonti nicht nur die Gebühren, sondern auch die erwarteten Zinsen berücksichtigen solltest, da ein vielleicht günstig erscheinender Anbieter hier knausern kann und du somit zwar weniger bezahlst, aber auch viel weniger Erträge hast.
Grundsätzlich sind vor allem in der Vermögensverwaltung und bei der Säule 3a die Online-Anbieter in der Regel um einiges günstiger als traditionelle Vermögensverwalter. Gemäss Moneyland liegen die Totalkosten unter 1 %, als günstigste Anbieter ohne Beratung wurden Clevercircles und Cleverinvest ermittelt und als günstigste mit Beratung Alpian und Descartes Finance. Den gesamten Kostenvergleich und Rangliste findest du hier.

Ein Wechsel zu einem kostengünstigeren Anbieter ist meistens problemlos und zudem immer öfter auch digital möglich, was dir helfen kann, langfristig erhebliche Beträge auf die Seite zu legen und damit deine Sparziele schneller zu erreichen. Allerdings können bei deinem gegenwärtigen Anbieter Kosten für einen Transfer oder auch Verkauf anfallen. Hier lohnt sich eine kurze Berechnung; in der Regel lohnt sich der Wechsel aber längerfristig definitiv, da die einmaligen Wechselkosten durch die tieferen Gebühren oft mehr als kompensiert werden. Achte bei der Wahl eines neuen Anbieters aber unbedingt darauf, dass du problemlos und ohne Aufpreis auch in Zukunft wechseln oder deine Anlagen verkaufen kannst. Somit also: gutes Sparen!
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