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Die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern, die noch fehlt

Warum investieren Frauen (immer noch) weniger als Männer? Weil es oft nicht am Können, sondern am Glauben liegt – an sich selbst. Erfahre mehr darüber, warum Geld kein Männerthema ist, welche Gewohnheiten Frauen wirklich reich(er) machen und wie auch Männer zum Wandel beitragen können.

Irgendwie dachte ich, wir wären schon weiter. Ich schreibe seit sechs Jahren regelmässig über Themen wie dieses. Anfänglich mehr auf Frauen ausgerichtet, dann waren auch immer mehr Männer interessiert daran. Was geblieben ist: Dass ich finanzielle Bildung für alle zugänglich machen will – aber auch meine Faszination dafür, warum es zwischen den Geschlechtern immer noch so grosse Unterschiede gibt, wenn es ums Investieren geht.

Ich habe inzwischen sicher über 1000 Studien gelesen – kein Witz. Und obwohl sie aus unterschiedlichen Ländern, Altersgruppen und Blickwinkeln kommen, sagen sie im Kern alle dasselbe: Frauen investieren weniger als Männer. Und anders. Warum? Weil es eben nicht nur um Zahlen geht. Es geht um Konditionierung. Um Muster. Um ein System, das uns immer noch zuflüstert: «Geld? Ist vielleicht doch nicht ganz dein Thema.»

Dabei ist genau das Gegenteil wahr: Geld ist unser Thema. Mehr denn je. Hier also für alle Frauen – und Männer, die mitlesen – eine kleine Abhandlung mit sechs Gewohnheiten, die vielleicht nicht die Börse bewegen, sondern vor allem das eigene Leben. Denn Gleichstellung im Thema Finanzen bedeutet auch Chancengleichheit.

Gleichstellung braucht Zeit

In den letzten Jahren ist viel passiert. Finanzbildung boomt, vor allem auf Social Media. Es gibt mehr Finanz-Apps, Bücher und Kurse speziell für Frauen, als je zuvor. Und doch zeigen aktuelle Daten: Der Fortschritt ist zäh, die Frauenquote in diesem Bereich ist marginal.

Laut dem Swiss Financial Literacy Index 2024 beantworten Frauen in der Schweiz durchschnittlich 44,7 % der Fragen zur Finanzkompetenz korrekt – Männer hingegen 58,5 %. Frauen geben zudem fast doppelt so oft „Weiss nicht“ an. Ein klarer Hinweis auf weniger Selbstvertrauen – und das unabhängig vom Bildungsniveau.

Auch die OECD/INFE 2023 International Survey of Adult Financial Literacy zeigt: Frauen investieren seltener, schätzen ihre Fähigkeiten tiefer ein und sind deutlich zurückhaltender, wenn es um Altersvorsorge oder Börse geht. Die Schweiz ist kein Ausnahmefall: Gemäss der Anlagestudie von Moneyland haben lediglich 27 % der Frauen ETFs, bei den Männer sind es 41 %.

Diese Zahlen bestätigen, was ich in zahllosen Workshops, Coachings und Gesprächen immer wieder höre: «Ich bin nicht gut mit Geld», «Ich will nichts falsch machen», «Später, wenn ich mehr verdiene ...». Doch hier kommt der Gamechanger: Wenn Frauen investieren, sind sie erfolgreiche Investor:innen.

Frauen investieren erfolgreicher als Männer

Daten der Fidelity Women & Investing Study 2021 zeigen, dass Frauen im Durchschnitt 0,4 Prozentpunkte mehr Rendite erzielen als Männer – über zehn Jahre hinweg. Warum? Weil sie disziplinierter und langfristiger investieren. Auch Studien der University of California bestätigen: Frauen handeln seltener impulsiv, bleiben investiert und vermeiden spekulative Zockereien. Was unspektakulär klingt, ist in der Finanzwelt eine Superpower. Und verdeutlicht wieder die Absurdität der fehlenden Gleichstellung in diesem Bereich.

Fünf Tipps für Frauen, um sich xy zu fühlen

(Männer dürfen natürlich ruhig mitlesen – oder weiterempfehlen!)

Denn ganz ehrlich: Diese Tipps funktionieren nicht nur für Frauen.
Aber gerade für Frauen können sie den entscheidenden Unterschied machen – für mehr Selbstbestimmung und finanzielle Freiheit.

01

Übernimm mehr Verantwortung

Wahre finanzielle Stärke beginnt mit einem klaren «Ich kümmere mich». Mache einen ehrlichen Realitätscheck: Was hast du? Was brauchst du? Was willst du?

Dazu gehört mehr als nur ein Budget. Es braucht einen Finanzplan, der zu deinem Leben passt und dir zeigt, wo du stehst und wie du zu deinen Zielen kommst.

02

Verhandle den Lohn, der dir auch gebührt

Die Gleichstellung im Beruf geht nicht nur um dein Anstellungslevel (natürlich auch sehr wichtig, aber ein Thema für ein ander mal). Die Realität ist nämlich leider: Gleich gute Leistung – oft weniger Lohn. Und das muss nicht so bleiben. Die Lohngleichheit ist einer der wichtigen Pfeiler in diesem Bereich! Recherchiere deinen Marktwert. Übe mit einer Freundin (oder mit KI). Mach dir deine Erfolge bewusst.

Und dann: Sprich es an. Tipps fürs tatsächliche Gespräch findest du auch hier. Wer mehr verdient, kann mehr aufbauen – für heute und morgen.

03

Hauptsache, du fängst endlich an

Du musst nicht alles wissen. DDie FFrauenquote beim Du musst nur anfangen. Investieren ist kein Geheimwissen für Banker – sondern ein Werkzeug für dich. Der Zinseszinseffekt wirkt (vor allem bei den jetzt tiefen Zinsen) verstärkter, wenn dein Geld investiert ist.

Starte z.B. mit einer Säule 3a in Wertschriften oder mit einem breit diversifizierten ETF auf den Weltmarkt. Wer mehr auf Europa oder Schweiz setzen will, nimmt einen der breit diversifizierten ETFs wie z.B. den MSCI World – EX USA. Schweizer Fans können z.B. den FuW Swiss 50 Index oder einen ETF auf den Swiss Performance Index SPI anschauen. 

Wer keine ETFs selber suchen möchte kann auch ganz einfach mit einem günstigen Online-Anbieter starten. 50 Franken pro Monat können bereits einen Unterschied machen. Richte dir ein Automatisierungssystem ein: Monatlich investieren – wie ein Dauerauftrag an dein Zukunfts-Ich. Denn je früher du beginnst, desto länger kann dein Geld für dich arbeiten.

04

Übe dich in radikaler Ehrlichkeit - auch in Finanzgesprächen

Finanzielle Abhängigkeit beginnt oft dort, wo Schweigen ist. Sprich mit deiner Partner:in über Pensionskasse, Vermögen, Trennungsszenarien und die gemeinsame Aufteilung der Care Arbeit.

Eine Auswertung der SOTOMO-Studie (2021) zeigt deutlich: Das von vielen Frauen bevorzugte Erwerbsmodell – 80 % Pensum für den Vater, 50 % für die Mutter – trägt weiterhin dazu bei, finanzielle Abhängigkeit zu verfestigen. Weniger als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in der Deutschschweiz gab an, nicht genug zu verdienen, um ihren Lebensunterhalt eigenständig zu bestreiten. Besonders betroffen: Teilzeitarbeitende und Mütter. So gab auch jede fünfte Frau gibt an, sich aus finanziellen Gründen nicht vom Partner trennen zu können.

Gegenseitige Transparenz und Aufteilung der Aufgaben ist ein Zeichen von Reife – und der erste Schritt zur finanziellen Gleichberechtigung und Eigenständigkeit von Frauen.

05

Glaube an dich selbst

Finanzwissen ist erlernbar. Aber was dich wirklich reich(er) macht, ist dein Mindset.
Viele Frauen zweifeln immer noch an sich und sparen, obwohl sie längst kompetent und in der Lage für mehr wären. Tausche also Selbstkritik gegen Selbstwirksamkeit: «Ich kann das lernen. Ich darf Fehler machen. Ich darf Vermögen aufbauen.» Denn: Der wichtigste Zins ist der auf dein Selbstvertrauen.

Was ist mit Männern?

Falls du als Mann bis hierher gelesen hast: Glückwunsch! Du bist Teil der Lösung.
Denn ja – dieser Artikel spricht vor allem Frauen an. Aber: Geldbildung geht uns alle an.

  • Du hast eine Tochter? Sprich mit ihr über Geld.
  • Du hast eine Partnerin? Unterstützt euch gegenseitig.
  • Du kennst eine Kollegin, die ständig spart, aber nie investiert? Schick ihr diesen Artikel weiter.

Finanzielle Gleichberechtigung ist kein Frauenthema. Es ist ein Gesellschaftsthema.
Und je mehr wir voneinander lernen, desto reicher werden wir alle – finanziell und menschlich.

Ein Gedankenspiel zum Abschluss

Zum Schluss ein Gedanke, der mich nicht mehr loslässt: Würden Frauen das Geld, das sie bereits besitzen, im gleichen Masse investieren wie Männer, würde das globale Vermögen um bis zu 3,22 Billionen US-Dollar steigen. (Schätzung: BNY Mellon, 2022)

Stell dir vor, was wir mit dieser finanziellen Macht bewegen könnten – für uns, unsere Familien, unsere Gesellschaft. Du musst nicht perfekt sein, um mehr aus deinem Geld zu machen. Du musst nur anfangen – und dranbleiben. Es ist keine Frage des Wissens, sondern der Gewohnheit. Und Gewohnheiten beginnen mit dir!

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