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Powerfrauen im Spotlight: Interview mit Miriam Nietlispach von Fintopia

Powerfrauen im Spotlight: Interview mit Miriam Nietlispach von Fintopia

 

Heute haben wir im Interview Miriam Nietlispach von Fintopia. Sie war so lieb und hat uns unsere Fragen beantwortet.

1. Wofür steht dein Unternehmen? Was sind deine Werte?

Das Research & Design Lab Cerca nutzt die Kreativkraft von Design, um damit systemische Transformation zu unterstützen. Wir erkunden und entwickeln für die Zukunft - arbeiten also an Dingen und Prozessen, welche die Zukunft in ökologischer oder sozialer Hinischt positiv prägen. Mit unserer Kreativarbeit wollen wir neue Möglichkeiten zum Denken und Handeln eröffnen.

Das Projekt Fintopia beispielsweise, erforscht Haupttreiber unserer Handlungen: das Geld und seine Systeme. Wie gestalten wir ihre Spielregeln, um damit einen gesunden Planeten zu fördern? 

Fintopia zeigt diesen Winter im Löwenbräu Zürich als Ausstellung mögliche undwünschenswerte Zukunftsszenarien. Sie bietet Ansätze, Inspirationen und Geschichten zum Diskutieren, Hinterfragen und Weiterdenken.

2. Wie bist du du deinem Unternehmen gekommen? Welche Schritte hast du gemacht?

Das Cerca Lab ist aus einer Sinnkrise entstanden: ich habe meine vorherige Tätigkeit in der Innovation und Produktentwicklung geliebt. Aber es war mir sehr wichtig, den Fokus auf das Entwickeln für eine nachhaltige Zukunft legen zu können. Als Dienstleisterin war mir das in dieser Konsequenz nicht möglich und ich musste ein Gefäss finden, wo ich freier Projekte initiieren und durchführen kann. Wirklich konkret werden und gründen konnte und wollte ich aber erst gemeinsam mit meinem damaligen Arbeitskollegen und heutigen Geschäftspartner Tom Stäubli. Ich glaube, gerade für neuartige Unternehmungen ist es zwingend, gute Sparringpartner zu finden. Idealerweise findet man Menschen, welche die Vision und Verantwortung mittragen.

3. Welche Herausforderungen hast du auf dem Weg gesehen?

Ein Grundproblem war die Finanzierung der Gründungsphase selbst: ich ernähre eine Familie mit Kindern und habe kein Vermögen. Ich konnte mir keine Auszeit ohne Lohnarbeit leisten um auf die Gründung zu fokussieren. Trotzdem in Angriff nehmen konnte ich es dank: langer, langsamer Gründungsphase statt Start-up Attitüde, der Unterstützung meiner damaligen Arbeitgeber und der Ting Community ( - es lohnt sich nachzuschauen, was das genau ist!)

Unser Businessmodell bleibt die grösste Herausforderung: Wir sagen gerne: wir entwickeln für die Zukunft - wir sehen die Zukunft als unsere Kundin. Das Problem ist, dass diese Kundin nicht besonders gut zahlt. Die Finanzierung unserer Projekte ist jeweils ein sehr grosser Teil unserer Arbeit. Das ist häufig spannend, weil wir dadurch auch mit vielen Menschen und Organisationen in Kontakt kommen. Aber es ist auch sehr anspruchsvoll und häufig verunsichernd.

4. Welchen Rat hast du für Frauen, die ein Unternehmen gründen möchten?

Wir müssen keine vorgegebene Rolle spielen. Wir müssen uns nicht in ein System zwängen. Das zu verstehen (und auch wirklich zu glauben) war für mich game-changing. Ich denke viele Frauen in männlich geprägten Branchen - aber auch andere Menschen, die in Kontexten tätig sind, wo sie nicht so richtig rein passen - sind sich gewohnt, sich anzupassen. 

Jetzt – wo ich so arbeiten kann, wie es mir liegt, wo ich einen Umgang mit Kollaborationspartner:innen pflege, wie ich ihn als persönlich hilfreich erachte - fällt mir vieles so viel einfacher. Ich kann authentischer und kraftvoller agieren und ich habe auch viel mehr Resonanz.

Zweitens: ich fokussiere immer mehr auf meine Stärken: mit diesen kann ich einen Unterschied machen. Und ich will meine Schwächen kennen. Aber ich mag nicht mehr allzu viel Energie in diese stecken. Unterdessen glaube ich nicht länger, dass ich alles selbst können muss. Und auch nicht, dass mein Output immer perfekt sein muss. Aber es fällt mir immer noch ab und zu schwer, Unterstützung zu suchen und anzunehmen.

5. Was sind deine Pläne für die nächsten drei Jahre?

Ich möchte unser Unternehmen auf stabilere Füsse stellen, v.a. in Bezug auf die finanziellen Mittel – damit wir uns mehr auf unsere Kernkompetenz, die Kreativarbeit, fokussieren können. Und dann möchte ich gern ein kleines bisschen wachsen, damit wir noch ein bisschen vielfältiger werden. Und damit vor allem unsere aktuellen Themen «Geld und zukunftsfähiges Wirtschaften», «kreislauffähiges Wassermanagement» sowie «Kreativkraft von Design für die Transformation» weiter bringen. Die nächsten 3 Jahre widme ich also dem konsolidieren. Das ist schwierig genug für eine Person wie mich, die so gerne neue Sachen anreisst.

6. Was möchtest du den Lesern von Smartpurse mit auf den Weg geben?

Es tönt ein bisschen banal, aber ich glaube schlussendlich geht es immer um Support. Egal, wie sehr ein Mensch als «Powerfrau» daher kommt: wirklich schwierige Unternehmungen gelingen nur mit grossen Privilegien und/oder Unterstützung. Und weil wir vor sehr anspruchsvollen Herausforderungen stehen, plädiere ich dafür, unser Augenmerk darauf zu richten: auf’s Unterstützen und Unterstützung annehmen.

Übrigens veranstaltet Finopia vom 17. November 2023 bis 16.Februar 2024 eine Ausstellung im Kunstraum WE ARE AIA, Löwenbräu Zürich

Am 16.November 2023 findet die Vernissage statt.

Mehr Details auf https://www.fintopia.ch/

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