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Todesfall - wie bereitest du dich auf den Schicksalsschlag vor?

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SMS von Mom: «SOS, bitte zu Hause anrufen.» Vor mehr als 10 Jahren war das mit den Handys noch nicht so. Endlich steht die Verbindung dann: «Papa ist gestorben. Ja. Ganz plötzlich. Sekundentod. Ja, ja, im Urlaub. Ja, komm nach Hause.» Und dann bist du plötzlich in einem anderen Film.

Lange dachte ich, der Schock war so groß, weil alles so plötzlich kam – und dass nur ich bis heute feuchte Hände bekomme, wenn jemand auf irgendeinem Kanal «bitte anrufen» sendet. Ein Einzelfall quasi. Aber vor nicht allzu langer Zeit ist mein Schwiegervater, im gesegneten Alter, zu seinem wöchentlichen Jass gefahren und leider nicht mehr zurückgekommen. Und das war dann doch sehr ähnlich. Wahrscheinlich ist es so, dass – obwohl der Tod unabdingbar mit dem Leben verbunden ist – es jedes Mal ein Schock bleibt. Egal wie die Umstände sind. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist einfach sehr schwer!

In der Schweiz leben aktuell ca. 400'000 verwitwete Personen, davon sind etwa 80 % Frauen (Bundesamt für Statistik, 2023/2024). Rund jede dritte Frau über 65 ist verwitwet, und viele von ihnen müssen sich plötzlich mit Themen auseinandersetzen, die vorher oft der Partner übernommen hat – von finanziellen Fragen bis hin zu rechtlichen Angelegenheiten.

Frauen haben in der Schweiz eine rund fünf Jahre längere Lebenserwartung als Männer. Die Chance, dass wir irgendwann nicht nur mit der emotionalen Tragik eines Todesfalls, sondern auch alleine für unsere finanzielle Sicherheit verantwortlich sind, ist somit relativ hoch. Für viele Frauen bedeutet das: Sie müssen nicht nur trauern, sondern gleichzeitig die eigene Existenz absichern.

Wie Grundbedürfnisse und Menschenrechte durch Todesfälle in Gefahr geraten

Dass es weltweit oft noch viel schlimmer aussieht, zeigen Daten der Vereinten Nationen, die jedes Jahr am 23. Juni den Internationalen Witwentag ausrufen, um auf die Verwundbarkeit verwitweter Frauen aufmerksam zu machen:

  • Weltweit leben ca. 258 Millionen Witwen. Viele dieser Frauen leben in prekären Verhältnissen, und ein hoher Anteil ist von extremer Armut betroffen.
  • Die UN schätzt, dass diese Zahl durch die Corona-Pandemie weiter gestiegen ist.
  • In vielen Entwicklungsländern haben verwitwete Frauen z. B.:
    • keinen Zugang zu Krediten, eingeschränkte Rechte an Erbschaft oder Landbesitz
    • sind abhängig von der Wohltätigkeit der Verwandten ihrer Ehemänner
    • leiden unter sozialer Ausgrenzung und Obdachlosigkeit
    • werden für die Schulden des verstorbenen Ehegatten haftbar gemacht
    • erfahren zunehmende Gewalt oder müssen sich zweifelhaften Ritualen unterwerfen

Diese Fakten machen deutlich, dass der Verlust des Partners für Frauen weltweit oft ein doppelter Schlag ist: Neben dem emotionalen Leid droht sozialer und wirtschaftlicher Abstieg.

Auch in der Schweiz eine Herausforderung

Aber auch in der Schweiz kann «Verwitwung» viele Frauen sozial und finanziell hart treffen. Plötzlich müssen Entscheidungen getroffen werden, von denen man bisher vielleicht nie gehört hat, und die Zeit für Trauer bleibt oft auf der Strecke. Behörden, Banken und Versicherungen erwarten rasches Handeln – dabei fühlen sich viele Betroffene in dieser Situation völlig überfordert.

Wenn es passiert, kommen inmitten von Schock und Trauer viele administrative Aufgaben auf einen zu. Dabei können Fehler passieren, die langfristig negative Folgen haben. Ich habe aus meiner eigenen Erfahrung und den Erlebnissen anderer Frauen eine Liste zusammengestellt, die euch hilft, euch vorzubereiten.

Checkliste: Was ist bei einem Todesfall zu tun?

Eine umfassende Checkliste gibt es hier, zusammengefasst:

  • Arzt und ggf. Polizei benachrichtigen, Totenschein erhalten
  • Benachrichtigung der nächsten Verwandten, Arbeitgeber, Versicherungen
  • Meldung beim Zivilstandsamt
  • Organisation der Bestattung
  • Sicherungsmaßnahmen: Vollmachten widerrufen, Siegelung/Sicherungsinventar
  • Nach der Bestattung: Testament/Ehevertrag einreichen, Nachlass prüfen
  • Laufende Versicherungen/Verträge überprüfen und kündigen
  • Witwen-/Waisenrente bei AHV, Pensionskasse, Unfallversicherung anmelden/abklären

Diese Aufgaben können sich über Wochen und Monate hinziehen – daher ist eine gute Vorbereitung Gold wert.

Die häufigsten Herausforderungen und wie du dich vorbereitest

  1. Keine Übersicht über Dokumente: Vorher Transparenz schaffen & alles Wichtige an einem Ort aufbewahren.
  2. Kein Zugang zu Konti/flüssigen Mitteln: Notgroschen bereithalten; idealerweise auf einem eigenen Konto. Gold, Kunst oder Aktien sind weniger geeignet, da sie erst verkauft werden müssen.
  3. Familienstreitigkeiten: Ein Treuhänder/Notar kann helfen – idealerweise jemanden wählen, dem ihr bereits vertraut.
  4. Unnötige Angebote/Verträge: Ruhe bewahren, nichts sofort unterschreiben. Es gibt kaum etwas, das nicht warten kann.
  5. Unklare Wünsche des Verstorbenen: Vorher gemeinsam besprechen und Wünsche schriftlich festhalten.

Weitere Quellen und Listen:

  • Checkliste & Regelungen zur AHV-Hinterlassenenrente
  • 10 Fragen zur Witwen-/Witwerrente
  • Offizielle Checklisten für vor & nach der Bestattung (ch.ch)
  • Buchtipp: «Weiterleben, weitergehen, weiterlieben» von Cornelia Kazis

Auch wenn es schwerfällt, sich mit dem eigenen Tod oder dem eines geliebten Menschen auseinanderzusetzen: Eine durchdachte Vorbereitung auf den Ernstfall ist vielleicht das größte Geschenk, das du deinen Liebsten hinterlassen kannst.

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